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Einsatz des KIT München

Hilfe für Betroffene des Amoklaufs von München

Das Krisen-Interventions-Team des ASB München (KIT-München) ist seit dem 22. Juli 2016 im Dauereinsatz, um Angehörige der Toten, Verletzte und Augenzeugen des Amoklaufs am OEZ in München zu betreuen. Die Experten für den Umgang mit traumatisierenden Ereignissen haben darüber hinaus ein Merkblatt zusammengestellt, das Eltern dabei helfen soll, mit ihren Kinder über Terroranschläge zu sprechen.

Das Krisen-Interventions-Team des ASB München betreut seit über 20 Jahren Angehörige von Unfallopfern.

Foto: ASB/M. Meyer

Peter Zehentner, Leiter des KIT-München, erklärt, was nach einem solch schockierenden Ereignis wichtig ist: „Wir raten dazu, mit Familienmitgliedern und Freunden darüber zu sprechen, was geschehen ist, wie man die schwierigen Stunden vom vergangenen Freitag verarbeiten kann. Manchmal hilft es, gemeinsam zu schweigen, Stille zu teilen, oder dem Erlebten bewusst Positives entgegen zu setzen."

Zudem sei es gerade für Familien mit verunsicherten Kindern wichtig, auch die Dinge zu kommunizieren, die mitten im Chaos gut gelaufen sind.

Eine große Bitte des KIT-München an alle Betroffenen: „Wenn es Ihnen längere Zeit nicht gut geht, Ihnen Bilder, Geräusche oder andere Eindrücke nicht aus dem Kopf gehen, holen Sie sich bitte Unterstützung. Solche und andere Symptome können auch verzögert auftreten, eventuell erst nach Ihrem Urlaub oder nach den Sommerferien. Rat und Informationen zu geeigneten Einrichtungen erhalten Sie über das Beratungstelefon für Betroffene des Referates für Gesundheit und Umwelt der Landeshauptstadt München (089) 233-4 72 90.

Viele Einrichtungen in München stehen bereit, um Sie zu unterstützen. Dies sind zum Beispiel die Kolleginnen und Kollegen von den Trauma Ambulanzen von LMU, TU, oder KBO, von der Münchner Insel, vom Trauma Hilfe Zentrum München, dem Frauen Therapiezentrum, dem Frauennotruf, der Arche, den Telefonseelsorgen und vielen anderen. Auch wenn die Symptome erst später auftreten. Sobald diese Ihr normales Leben vielleicht sogar unmöglich machen, holen Sie sich bitte Hilfe."

Helfen Sie uns zu helfen!

Die Einsätze der letzten Woche sind nicht nur eine große personelle Herausforderung für das KIT-München, sondern erfordern auch hohe finanzielle Ressourcen. Um sowohl die Ausbildung der ehrenamtlichen Mitarbeiter auf diesem hohen Niveau zu halten und auch die Supervision für das gesamte Team nach solch schwierigen Einsätzen zu gewährleisten, sind wir auf Ihre finanzielle Unterstützung angewiesen.

Bitte unterstützen Sie das KIT-München mit Ihrer Spende!

Spendenkonto

IBAN: DE 6670 1500 0000 4314 3999
BIC: SSKM DEMM
Verwendungszweck: KIT München

Doch auch, wer nicht so schwer betroffen ist, sollte sich Zeit nehmen, um die Ereignisse zu verarbeiten. Peter Zehentner betont dabei vor allem die Dinge, die mitten im großen Schrecken gut gelaufen sind „Es gab Menschen, die sich ganz großartig verhalten haben und die gezeigt haben, was Mitmenschlichkeit und Solidarität bedeutet. Zum Beispiel diejenigen, die denen, die in der Stadt gestrandet waren, eine offene Tür geboten haben, oder die Verantwortlichen in einem Kaufhaus, die mit der Belegschaft bis nachts um 2 Uhr dageblieben sind, um sich um Menschen zu kümmern, die sich in ihr Geschäft geflüchtet hatten."

Peter Zehentner rät vor allem Eltern, diese positiven Seiten in Gesprächen mit Kindern hervorzuheben: „Machen Sie deutlich, dass und wie den betroffenen Menschen geholfen wurde und wird. Weisen Sie darauf hin, dass die Polizei, der Rettungsdienst, kurzum: dass Helfer schnell vor Ort waren, und dass die Verletzten jetzt in Krankenhäusern und dort ‚in guten Händen' sind. Sprechen Sie darüber, wie Menschen sich gegenseitig geholfen haben, sich trösten und für Unterstützung sorgen können."

Das KIT-München hat ein Merkblatt herausgegeben, das Eltern hilft, mit ihren Kindern über den Amoklauf zu sprechen. Hier können Sie es kostenlos herunterladen.

Auf Bitte der administrativen Leiter PSNV  der Landeshauptstadt München und der Leitung des KIT-München hat die katholische Telefonseelsorge eine Hotline für Betroffene eingerichtet. Diese ist erreichbar unter (089) 21 37 20 78. Ab Montag 1.08.2016, ist das Beratungstelefon für Betroffene des Referates für Gesundheit und Umwelt der Landeshauptstadt München (089) 233-4 72 90 erreichbar.

 

Hintergrund:

Das Krisen-Interventions-Team des ASB München, kurz KIT-München, besteht aus zahlreichen ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern aus unterschiedlichen Hilfsorganisationen und Institutionen, die unter dem Dach des KIT-München Menschen nach bedrohlichen und belastenden Ereignissen betreuen. Das KIT-München steht seit über 22 Jahren an 365 Tagen im Jahr, 24 Stunden am Tag in Bereitschaft oder ist im Einsatz. Normalerweise hat das KIT-München als erstes Team dieser Art ca. 2,5 Einsätze pro Tag.

Nach dem Amoklauf am Olympia-Einkaufs-Zentrum in München mit zehn Toten und 35 Verletzten ist das Krisen-Interventions-Team KIT-München im Dauereinsatz. Seit dem Abend des 22. Juli 2016 betreuen die ehrenamtlichen Helfer verschiedener Organisationen, die im Krisen-Interventions-Team des ASB München zusammenarbeiten, Angehörige und Betroffene des Amoklaufs. Da zu Beginn aufgrund der großen Anzahl von Betroffenen ein sehr hoher Bedarf an Psychosozialer Notfallversorgung (PSNV) erkennbar war, hat das KIT-München umgehen andere Teams um Unterstützung gebeten.  Die Zusammenarbeit hat hervorragend funktioniert.

Da schnell klar wurde, dass viele Kinder betroffen waren, wurden zudem auch die Leitungen der Teams bayerischer Schulpsychologinnen und Schulpsychologen für die staatlichen Schulen und für die städtischen Schulen informiert und eingeladen am Wochenende ihren Stab im Haus des ASB zu betreiben

Bis Montagmorgen waren bis zu 55 Helfer bei 250 Einsätzen vor Ort. Dr. Dominik Hinzmann, Leiter des Einsatzstabes Psychosoziale Notfallversorgung in München: "Nur durch die reibungslose Zusammenarbeit aller beteiligten Organisationen können wir so eine Ausnahmesituation meistern und für die betroffenen Menschen da sein."

Unter der Leitung des KIT-München wurde der Einsatz unterstützt von verschiedenen KIT und PSNV-Teams zum Beispiel dem KIT Garmisch, Starnberg, Freising-Erding, Ebersberg, von verschiedenen Teams der Notfallseelsorge, dem KIT der Bergwacht, dem SkB-Team der Berufsfeuerwehr der Stadt München, der AETAS Kinderstiftung und vielen anderen. 

Führung und Einsatzleitung

Daneben mussten schnell verschiedenste PSNV Beratungs- und Führungspositionen besetzt werden. Unmittelbar nach der Alarmierung stellte das KIT-München eine Einsatzleitung PSNV am Olympia-Einkaufs-Zentrum. Diese war dann auch Ansprechpartner für die Gesamteinsatzleiter von Katastrophenschutz und Polizei. Aufgrund der Lage wurden vom KIT-München mehrere Untereinsatzabschnittsleiter entsandt. Neben den zwei Betreuungsstellen nördlich und südlich des OEZ wurden noch Unterabschnittsleiter für die Zeugensammelstelle und die Akutbetreuungsstelle vom KIT-München gestellt.

Für den Stab der Gefahrenabwehrleitung (GAL) der Landeshauptstadt München übernahm Dr. Andreas Müller-Cyan  die Funktion des Fachberaters PSNV  im Stab. Alexander Buchmann überführte die Einsatzleitung PSNV noch am Freitagabend in den Einsatzstab PSNV der beim ASB München saß. Diese Stab war mit bis zu sieben Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des KIT-München besetzt, wurde unterstützt durch die beiden benannten administrativen Leiter PSNV der LHM, Andreas Müller-Cyran sowie Peter Zehentner und arbeitete bis Donnerstagabend im Schichtsystem rund um die Uhr.

Einsatz auch in Würzburg und Ansbach

Wie wichtig, die PSNV-Arbeit der geschulten psychologischen Helferinnen und Helfer ist, zeigt sich im Moment auch an zahlreichen anderen Einsatzorten in Bayern. So betreuen die örtlichen ehrenamtlichen PSNV-Mitarbeiter von KIT und NFS auch Überlebende des Angriffs von Würzburg sowie Menschen, die das Attentat in Ansbach miterleben mussten.

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