Das neue Leben einer ukrainischen Familie in Tiflis
Der erneute Anstieg der Zahl weltweit Vertriebener setzt am Weltflüchtlingstag ein alarmierendes Signal. Laut Informationen des UN-Flüchtlingshilfswerks (UNHCR) waren Ende April 2025 erstmals 122,1 Millionen Menschen auf der Flucht. Der ASB setzt sich in Ländern wie Niger, Sudan, Armenien, Irak, Honduras oder der Ukraine dafür ein, dass Geflüchtete ein Heim und Arbeit finden oder sich beruflich qualifizieren können.
Vor allem in der Ukraine, wo der russische Angriffskrieg bereits im vierten Jahr verheerende Auswirkungen auf die Bevölkerung hat, weitete der ASB seine Unterstützung Binnenvertriebener aus. Eine ukrainische Mutter berichtet, wie sie mit ihrem Sohn im georgischen Tiflis eine neue Heimat gefunden hat.
Lernen und dazugehören
„Ich komme aus der Ukraine und lebe in Tiflis, Georgien. Meine Familie ist mein Sohn. Ich liebe Georgien und die Menschen hier“, sagt Ksusha auf Georgisch – mit einem ukrainischen Akzent und einem stolzen Lächeln.
Seit fast einem Jahr lernt die alleinerziehende Mutter mit Unterstützung des ASB Georgien die Landessprache und nimmt an kostenlosen Online-Kursen teil, die speziell für geflüchtete Erwachsene und deren Kinder entwickelt wurden.
Vor drei Jahren flohen Ksusha und ihr Sohn Kolya vor dem Krieg in der Ukraine. Über einen humanitären Korridor gelang ihnen die Flucht nach Georgien. In Tiflis bauen sich die beiden seither Schritt für Schritt ein neues Leben auf.
Vom ASB Georgien erhielten sie Bargeldunterstützung und durften an einem Winterhilfe-Projekt teilnehmen. So konnten sie Grundbedürfnisse decken und die Heizkosten im Winter bezahlen. Doch am wichtigsten für Ksusha war der Zugang zu Sprachkursen.
Die Menschen verstehen können
„Ich wusste: Wenn ich wirklich dazugehören möchte, muss ich die Menschen hier verstehen können“, erzählt sie und blättert in ihrem abgegriffenen Notizheft, das sie sorgfältig mit georgischen Wörtern und Sätzen gefüllt hat. „Ich schreibe alles mit und übe jeden Tag. Es ist nicht leicht, aber es lohnt sich.“
Dank engagierter Lehrkräfte und der ermutigenden Lernatmosphäre beim ASB in Georgien hat Ksusha große Fortschritte gemacht. Aus ersten Vokabeln sind ganze Sätze geworden, aus stotternden Versuchen wurden Alltagsgespräche. „Ich kann im Laden fragen: ‚რა ღირს?‘ (Wie viel kostet das?). Ich kann mit Nachbarn reden. Auch wenn mein Georgisch noch nicht perfekt ist – die Leute verstehen mich. Und das bedeutet mir alles.“
Der 14-jährige Sohn besucht derzeit den ukrainischen Zweig seiner neuen Schule. Auch für ihn ist die Sprache ein Schlüssel: „Die Kurse helfen mir, in Mathe und anderen Fächern mitzukommen. Früher hatte ich Angst, Fragen zu stellen, aber hier darf ich alles fragen. Als wir aus der Ukraine kamen, konnte ich kein Wort Georgisch. Jetzt verstehe ich meine Mitschüler“, freut sich Kolya.
Ein Stück Heimat in der Fremde
„Die Sprache hat mir geholfen, mich weniger wie eine Fremde und mehr wie eine Nachbarin zu fühlen“, ergänzt Ksusha. „Es ist immer noch schwer, aber jedes Wort bringt mich näher an diese Gemeinschaft heran.“ Mit Unterstützung des ASB gelingt Ksusha und Kolya nun die Integration in die georgische Gesellschaft – ebenso wie vielen anderen ukrainische Geflüchteten im Land.
Der ASB Georgien setzt sich seit Kriegsbeginn mit vielfältigen Projekten für Ukrainerinnen und Ukrainer ein: von humanitärer Soforthilfe über psychosoziale Beratung bis hin zu Bildungsangeboten. Hunderte Menschen, darunter zahlreiche Kinder und ältere Erwachsene, konnten so ein Stück Heimat in der Fremde finden.
Weitere Informationen: https://www.asb.de/unsere-angebote/auslandshilfe/laender/ukraine/humanitaeresoforthilfe-der-ukraine-sowie-georgien