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Zivile Seenotrettung

ASB gegen Kriminalisierung der Seenotrettung

Der Arbeiter-Samariter-Bund spricht sich in einem Bündnis von 51 Hilfsorganisationen und Wohlfahrtsverbänden gegen eine Kriminalisierung der Seenotrettung aus.

Hintergrund: In einem Gesetzesvorhaben des Bundesministeriums des Innern und für Heimat (BMI), das noch in diesem Jahr im Rahmen des sogenannten Rückführungsverbesserungsgesetzes verabschiedet werden soll, versucht die Bundesregierung mit Änderungen im Aufenthaltsgesetz die zivile Seenotrettung zu behindern.

Der ASB unterstützt seit Jahren die zivile Seenotrettung und fördert Organisationen wie SOS Humanity.

Der ASB unterstützt die Seenotrettung, weil jeder Mensch das Recht auf Leben hat. Niemand flieht ohne Grund aus seiner Heimat und niemand riskiert es freiwillig, auf dem Fluchtweg über das Mittelmeer zu ertrinken.

Knut Fleckenstein

ASB-Bundesvorsitzender, ASB Deutschland e.V.

Der ASB-Bundesvorsitzende Knut Fleckenstein betont: „Wir stellen uns dagegen, wenn Hilfsorganisationen wie SOS Humanity Verbote drohen. Wir akzeptieren es auch nicht, wenn zivile Helferinnen und Helfer als „Schlepper“ beschimpft werden und ihnen die Rettung Geflüchteter erschwert wird. Der ASB unterstützt die Seenotrettung, weil jeder Mensch das Recht auf Leben hat. Niemand flieht ohne Grund aus seiner Heimat und niemand riskiert es freiwillig, auf dem Fluchtweg über das Mittelmeer zu ertrinken.“

Die nachfolgende gemeinsame Stellungnahme wurde am heutigen Mittwoch auf den Weg gebracht und richtet sich an die Bundesregierung sowie die zuständigen Fachpolitiker:innen:

Gemeinsame Stellungnahme von 51 Organisationen  

Kriminalisierung von Seenotretter*innen verhindern! 

Wir sind alarmiert über die geplanten Änderungen des Aufenthaltsgesetzes, die das Bundesministeriums des Innern und für Heimat dem Bundeskabinett vorgelegt hat. 

Die Formulierungshilfe für einen Änderungsantrag der Fraktionen von SPD, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und FDP zum Entwurf eines Gesetzes zur Verbesserung der Rückführung (Rückführungsverbesserungsgesetz) bietet die rechtliche Grundlage, humanitäre Arbeit weiter einzuschränken und humanitäre Helferinnen und Helfer strafrechtlich zu verfolgen.

 Diese Kriminalisierung widerspricht der im Koalitionsvertrag hervorgehobenen Pflicht zur Seenotrettung und Verantwortung, diese nicht zu behindern. 

Die Einschleusung in einen anderen Schengen-Staat (§ 96 Abs. 4 AufenthG) bezieht sich bisher nicht auf die uneigennützige Einschleusung nach § 96 Abs. 1 Nr. 1 Buchstabe b AufenthG. Nach dem neuen Entwurf soll jedoch auch die Beihilfe zur unerlaubten Einreise unter Strafe gestellt werden, wenn sie "wiederholt oder zugunsten mehrerer Ausländer“ erfolgt. Auf einen Vorteil für die Hilfeleistenden kommt es dann nicht mehr an. 

Davon betroffen sind potenziell Seenotretter*innen, aber auch andere Menschenrechts-verteidiger*innen, humanitäre Organisationen und Geflüchtete selbst.  

Mit den geplanten Gesetzesänderungen würde sich Deutschland in eine europaweit zu beobachtende repressive Politik einreihen. Die Einschränkung zivilgesellschaftlicher Handlungsspielräume ist ein gefährlicher Trend, der gestoppt werden muss. Wir nehmen die Klarstellung des Bundesinnenministeriums, dass eine Kriminalisierung der Seenotrettung nicht beabsichtigt sei, dankbar zur Kenntnis. Die juristische Einschätzung zeigt jedoch, dass die für eine strafrechtliche Verfolgung ausschlaggebenden Straftatbestände in konkreten Fällen nach dem aktuellen Vorschlag erfüllt sein könnten.  

Deshalb fordern wir das Bundesinnenministerium auf, dem Bundeskabinett eine geänderte Formulierungshilfe vorzulegen, in der die Ausweitung des Paragraphen 96 zurückgenommen wird. Darüber hinaus fordern wir die Aufnahme einer humanitären Klausel, wie sie in Art. 1 Abs. 2 der Richtlinie 2002/90/EG vorgesehen ist, um Sanktionen gegen humanitäre Hilfe auszuschließen.  

Sollte das Innenministerium dem Bundeskabinett keine neue Formulierungshilfe vorschlagen, fordern wir die Abgeordneten des Deutschen Bundestages auf, diese Änderungen in einem Antrag aufzugreifen und in den Bundestag einzubringen.  

Wir schließen uns der im Rahmen der Verbandsanhörung geäußerten Kritik am beschleunigten Gesetzgebungsverfahren an und appellieren an alle am Gesetzgebungsprozess beteiligten Akteure, die Expertise der Zivilgesellschaft anzuhören und bei ihren Entscheidungen zu berücksichtigen.  

Seenotrettung und humanitäre Hilfe dürfen in und von Deutschland nicht kriminalisiert und behindert werden! 

 

Unterzeichnende Organisationen, Stand 20. November 2023  

  • ADRA Deutschland e.V. 
  • Amnesty International Deutschland e.V. 
  • Arbeiter-Samariter-Bund Deutschland e.V. 
  • Arbeitsgemeinschaft Migrationsrecht im DAV 
  • Ärzte ohne Grenzen e.V. 
  • AWO Bundesverband 
  • AWO International e.V.  
  • Brot für die Welt, Evangelisches Werk für Diakonie und Entwicklung e.V. 
  • borderline-europe – Menschenrechte ohne Grenzen e.V. 
  • Bundesweite Arbeitsgemeinschaft Psychosozialer Zentren für Flüchtlinge und Folteropfer – BAfF e.V. 
  • Bundesweiter Koordinierungskreis gegen Menschenhandel – KOK e.V.  
  • ECCHR – European Center for Constitutional and Human Rights 
  • FATRA Frankfurter Arbeitskreis Trauma und Exil e. V. 
  • Flüchtlingsrat Baden-Württemberg e.V. 
  • Flüchtlingsrat Brandenburg 
  • Flüchtlingsrat Bremen e.V. 
  • Flüchtlingsrat Niedersachsen e.V. 
  • Flüchtlingsrat NRW e.V. 
  • Flüchtlingsrat Sachsen-Anhalt e.V. 
  • Flüchtlingsrat Schleswig-Holstein e.V. 
  • FORUM MENSCHENRECHTE 
  • GGUA Flüchtlingshilfe e.V. 
  • Grenzenlos – People in Motion e.V. (CompassCollective) 
  • Handicap International e.V. 
  • International Rescue Committee IRC Deutschland gGmbH 
  • Islamic Relief Deutschland e.V. 
  • iuventa-crew 
  • Kindernothilfe e.V. 
  • MARE*GO 
  • medico international 
  • MISEREOR 
  • MISSION LIFELINE International e.V. 
  • MV Louise Michel 
  • Neue Richtervereinigung – Zusammenschluss von Richterinnen und Richtern, Staatsanwältinnen und Staatsanwälten e.V. 
  • Der Paritätische Gesamtverband 
  • PRO ASYL Bundesweite Arbeitsgemeinschaft für Flüchtlinge e.V. 
  • RAV (Republikanischer Anwältinnen- und Anwälteverein e.V.) 
  • RESQSHIP e.V. 
  • r42-SailAndRescue 
  • SARAH gUG - Search And Rescue for All Humans 
  • Sächsischer Flüchtlingsrat e.V. 
  • Sea-Eye e.V. 
  • Sea Punks e.V 
  • Sea-Watch e.V. 
  • Seebrücke 
  • SOS Humanity e.V. 
  • SOS-Kinderdörfer weltweit Hermann-Gmeiner-Fonds Deutschland e.V. 
  • SOS Mediterranee 
  • TERRA TECH Förderprojekte e.V. 
  • terre des hommes 
  • United4Rescue - Gemeinsam Retten e.V. 
  • Women’s International League for Peace and Freedom Germany 

Fotos: Max Cavallari (Header Bild) und Wasil Schauseil (Vorschaubild)