Haiti
Die humanitäre Lage Haitis hat sich für große Teile der Bevölkerung 2022 weiter drastisch verschlechtert. Neben dem Anstieg der Inflation hat die Bandengewalt ein nie dagewesenens Ausmaß erreicht. Wichtige Fernstraßen standen nach wie vor unter der Kontrolle von Banden, außerdem wurde wochenlang der wichtigste Ölterminal des Landes in Port-au-Prince blockiert, was die Energieversorgung im Land nahezu zum Erliegen brachte und verheerende Folgen für die Bevölkerung und ihren Zugang zu Nahrungsmitteln, Wasser und Gesundheitsdienstleistungen hatte.

Darüber hinaus bestätigte das Ministerium für öffentliche Gesundheit und Bevölkerung (MSPP) am 1. Oktober 2022 den erneuten Ausbruch einer Cholera-Epidemie. Im vergangenen Jahr wurden 322 Todesfälle durch Cholera bestätigt; fast 2.000 Menschen erkrankten, 40 Prozent von ihnen waren Kinder.
Ernährungssicherung und ländliche Entwicklung
Trotz der Sicherheitsproblematik im Land arbeitete der ASB weiterhin mit lokalen Partnern zusammen, um die Ernährungssicherheit für die Menschen in den haitianischen Gemeinden Tiburon und Petit Goave zu stärken. Der ASB unterstützte seine lokalen Partner in der Nutzung von Informations- und Kommunikationstechnologie, kleinbäuerliche Familien wurden in der Anwendung landwirtschaftlicher Praktiken zur Anpassung an den Klimawandel geschult, und Genossenschafts- und Sozialbetriebe entwickelten Geschäftspläne.
Rund 1.600 Landwirt:innen erhielten außerdem landwirtschaftliche Ausrüstung und Saatgut für die Anlage von Nutzgärten. Unter Beteiligung der örtlichen Bevölkerung wurden Wasserkioske (zur Trinkwasserherstellung mit Nutzung von Solarenergie), Straßenabschnitte und landwirtschaftliche Infrastrukturen fertiggestellt.

Schutz vor den Folgen des Klimawandels
In der Gemeinde Petit Goave startete der ASB ein dreijähriges Projekt mit der Partnerorganisation APV, einem lokalen Bauernverband, um die Ernährungssituation von Familien in ländlichen Gemeinden und deren Widerstandsfähigkeit gegenüber dem Klimawandel zu stärken. Schulgärten und der Versorgung von Schulkindern mit einer gesunden Mahlzeit kommt hierbei eine besondere Bedeutung zu. Hierfür wurden bereits zwei Schulkantinen instandgesetzt und mit Sitzplätzen ausgestattet. Zwei Wasserstellen wurden erneuert und ein Sanitärgebäude in einer Schule errichtet. Außerdem wurde über das Projekt den Gemeindeorganisationen der APV, mit insgesamt 3.455 Mitgliedern, Saatgut und Ausrüstung für das Anlegen von 17 Gemeinschaftsgärten zur Verfügung gestellt und in drei Gemeinden Zisternen erneuert, um den Zugang zu sauberem Wasser wiederherzustellen.

Inklusion, Erdbeben-Nothilfe und Cholera-Prävention
Gemeinsam mit der lokalen Mental Health Initiative ISMA startete der ASB ein Projekt zur Inklusion, um die politische, soziale und wirtschaftliche Teilhabe von Menschen mit Behinderungen zu fördern. Dazu gehörten die Teilnahme an einem zweiwöchigen Kulturfestival von und für Menschen mit Behinderungen sowie die Umsetzung einer Sensibilisierungskampagne.
Nach dem Erdbeben am 14. August 2021 startete der ASB ein Nothilfeprojekt zur Unterstützung der Menschen im Departement Süd. In mehreren Gemeinden wurden Zelte und Rollstühle sowie dringend benötigtes Trinkwasser verteilt. Die Hilfsmaßnahmen wurden im Mai 2022 abgeschlossen.
Angesichts des erneuten Ausbruchs von Cholera im Land richtete der ASB eine Taskforce ein, um die Ausbreitung der Epidemie in den Gemeinden Petit Goave und Saint Jean (West- und Süddepartement) einzudämmen. Folgende Maßnahmen wurden umgesetzt:
- Schulung der lokalen Institutionen hinsichtlich Choleraprävention und -management
- Durchführung von über 100 Aufklärungskampagnen
- Bereitstellung von rund 100.000 Litern Trinkwasser
- Verteilung von Hygienekits zur Verbesserung der Hygienepraxis