35 Jahre ASB in Ostdeutschland: Die Zeiten ändern sich, unsere Hilfe bleibt
Der Tag der Deutschen Einheit erinnert nicht nur an die Wiedervereinigung unseres Landes, sondern auch an ein besonderes Kapitel in der Geschichte des Arbeiter-Samariter-Bundes. Vor 35 Jahren wurde der ASB in den ostdeutschen Bundesländern neu gegründet – ein Kraftakt voller Mut, Solidarität und Improvisation, der den Verband nachhaltig geprägt hat.
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Von der Maueröffnung zum Neuanfang
Am Abend des 9. November 1989 verkündete Günter Schabowski beinahe beiläufig die Öffnung der Berliner Mauer. Was folgte, war ein historischer Moment voller Unglauben, Aufregung und Freude. Auch für den ASB öffnete sich damit die Tür zurück in die Regionen, in denen er seit 1933 nicht mehr wirken durfte. Schon im Dezember 1989 rief die Kölner Bundesgeschäftsstelle dazu auf, Kontakte in die DDR zu nutzen, um den Verband neu zu gründen – doch vielerorts war die Initiative längst angelaufen.
Erste Schritte voller Tatendrang
Am 27. Januar 1990 wurde in Güstrow (Mecklenburg-Vorpommern) der erste ASB-Ortsverband auf ostdeutschem Boden gegründet. Im Wohnzimmer einer engagierten Familie kamen Menschen unterschiedlichster Berufe zusammen – Maurer, Tischler, Verwaltungsangestellte, Kindergärtnerinnen, Rettungssanitäter und Helfer aus Westdeutschland. Gemeinsam wollten sie den überlasteten staatlichen Strukturen einen freien Hilfsdienst an die Seite stellen. Die Dynamik war enorm: Schon im ersten Halbjahr 1990 entstanden in allen größeren Städten der DDR wieder ASB-Ortsverbände. Möglich wurde dies durch eine beispiellose Solidaritätsaktion: Westdeutsche Gliederungen unterstützten den Aufbau, lieferten Fahrzeuge und Geräte, während tausende DDR-Bürger:innen vor Ort mit anpackten.
Der ASB als erste gesamtdeutsche Wohlfahrtsorganisation
Bereits am 13. Oktober 1990 beschloss der Bundesausschuss des ASB in Köln einstimmig die Aufnahme von fünf neuen Landesverbänden. Damit war der ASB die erste gesamtdeutsche Wohlfahrtsorganisation nach der Wiedervereinigung.
Zitat: „Die Wiedergründung des ASB in den fünf neuen Bundesländern ist das größte Ereignis in unserer Verbandsgeschichte.“
– Wilhelm Müller, ASB-Vizepräsident und Chronist *
Aufbruch in eine neue Zeit
Mit unermüdlichem Einsatz entstanden in den neuen Bundesländern Sozialstationen, Pflegeheime, Gesundheitszentren, Einrichtungen für Kinder, Menschen mit Behinderungen, Geflüchtete und Aussiedler. Die Vielfalt der neuen Aufgaben inspirierte den gesamten Verband und erweiterte das Selbstverständnis des ASB weit über Rettungs- und Katastrophenschutz hinaus.
Dank an alle, die dabei waren
Diese Erfolgsgeschichte wäre ohne den Mut, die Tatkraft und die Solidarität unzähliger Menschen nicht möglich gewesen: Gründer:innen und Helfer:innen, Mitglieder, Förderer, Ehrenamtliche und hauptamtlich Beschäftigte. Sie alle haben den ASB in Ostdeutschland aufgebaut und geprägt – als verlässliche Stütze der Gesellschaft.
Heute – 35 Jahre später – können wir mit Stolz zurückblicken: Die Zeiten ändern sich, doch unsere Hilfe bleibt. Der Dank für so viel Einsatz gebührt den Gründer:innen und Helfer:innen, den Mitgliedern, den Förderern und den Freiwilligen genauso wie allen hauptamtlich Aktiven im ASB. Sie alle haben wesentlich zum Erfolg des ASB in Ostdeutschland beigetragen und den Gesamtverband zu einem Markenzeichen für Solidarität und Toleranz gemacht.
*Quelle: „25 Jahre ASB in Ost-und Mitteldeutschland“, Wilhelm Müller/ASB Deutschland e. V., Köln 2015
Die Liste aller ASB-Gründungen in Ost- und Mitteldeutschland finden Sie hier: ASB-Gründungen