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Wünschewagen

Mit Engagement und Leidenschaft: ASB-Wünschewagen erfüllen Herzenswünsche

Die ASB-Wünschewagen erfüllen schwerstkranken Menschen in ihrer letzten Lebensphase noch einmal einen Herzenswunsch. Im Jahr 2022 konnten bundesweit mehr als 800 solcher Wünsche wahr werden. Mit viel Herz und Können setzten sich die engagierten Teams an 22 Standorten dafür ein, schwer erkrankten Menschen sowie deren Angehörigen noch einmal eine unvergessliche Zeit zu schenken und ihnen eine Auszeit vom Alltag zu ermöglichen.

Foto: ASB/Florian Senger

Im vergangenen Jahr gab es viele Highlights, die das Engagement und die Leidenschaft der rund 2.000 Wunscherfüllerinnen und Wunscherfüller für dieses wichtige Projekt unterstreichen.

Eröffnung der Wanderausstellung in Essen

Ein besonderes Ereignis war die Eröffnung einer Wanderausstellung über den ASB-Wünschewagen. Eine passendere Umgebung als die um Essen hätte sich kaum finden lassen. Hoch oben, mit Blick über die Stadt, fand im Erich-Brost-Pavillon der Zeche Zollverein Anfang Mai 2022 bei herrlichem Wetter die Eröffnung statt. „Es ist ein sehr bemerkenswerter Ort und eine besondere Location; so bemerkenswert wie unser immer wieder für Begeisterung sorgendes Wünschewagen-Projekt“, stellte Hauptgeschäftsführer Dr. Uwe Martin Fichtmüller in seiner Eröffnungsrede fest. Denn dieser geschichtsträchtige Ort, geprägt von Kohlebergbau und Stahlproduktion, ist eng verbunden mit der Geschichte des ASB-Wünschewagens. Bereits 2014 hat Ralph Steiner für den ASB Ruhr den ersten Wünschewagen ins Rollen gebracht, und in Essen wurden die ersten Herzenswünsche sterbenskranker Menschen erfüllt. In den nächsten Jahren folgten weitere Wünschewagen und Standorte – heute sind es 22 im gesamten Bundesgebiet. Dass dieses Projekt so erfolgreich wurde, ist den Projektleitungen, -koordinator:innen und vor allem den vielen ehrenamtlichen Wunscherfüller:innen zu verdanken, die im ASB bundesweit im Einsatz sind. Dafür bedankte sich Dr. Uwe Martin Fichtmüller bei den Gästen.

Die Ausstellung veranschaulicht die vielfältigen Wünsche von Menschen am Ende ihres Lebens: Sie möchten noch einmal in die alte Heimat, ans Meer oder ins Fußballstadion. Es wird deutlich, warum sich so viele ehrenamtlich in dem Projekt engagieren und als Wunscherfüller:innen die Fahrten begleiten. „Die Wanderausstellung richtet sich an interessierte Bürgerinnen und Bürger, die mehr über unsere ASB-Wünschewagen erfahren möchten und das Projekt näher kennenlernen wollen. Denn wir möchten noch mehr Sterbenskranken einen letzten Herzenswunsch erfüllen. Die Ausstellung versucht auch, den Menschen ein wenig ihre Ängste zum Thema Tod und Sterben zu nehmen, sie zum Nachdenken anzuregen und ihnen Mut zu machen, miteinander darüber zu sprechen“, erklärte Dr. Uwe Martin Fichtmüller.

Als Unterstützer der Wünschewagen-Wanderausstellung konnte die Big Band der Bundeswehr gewonnen werden. Die Einnahmen aus der Jubiläums-CD zu ihrem 50-jährigen Bestehen kamen dem Projekt und somit auch der Wanderausstellung zugute. Tourmanager Johannes Langendorf würdigte die herausragende Arbeit des ASB und war sichtlich stolz, dieses Projekt unterstützen zu dürfen. Ein kleines Ensemble der Big Band gab an diesem Abend einen Einblick in das Können der Musiker und begleitete die Eröffnungsveranstaltung. Ein herzliches Dankeschön dafür!

Die Wanderausstellung ist seit der Premiere im gesamten Bundesgebiet in öffentlichen Gebäuden oder Institutionen unterwegs. Die Besucher:innen können selbst entscheiden, wie weit sie sich auf das Thema einlassen möchten. Im Außenbereich befinden sich allgemeine Informationen zum Projekt, zur Arbeit der Wunscherfüller:innen und zu Unterstützungsmöglichkeiten. Im Innenraum können Besucher:innen die erfüllten Wünsche nacherleben und erfahren, wie der ASB seinen Wünschewagen-Fahrgästen und deren Angehörigen unterstützend zur Seite steht. Zudem erhalten Besucher:innen die Möglichkeit, ihren persönlichen letzten Wunsch aufzuschreiben. Er kann im Zentrum der Ausstellung an einer großen Pusteblume angepinnt werden.

Netzwerktreffen der Wunscherfüllenden

Während der ASB-Bundesübung in Worms fand vom 16. bis 18. Juni auch ein Treffen der Wünscherfüller:innen aus Deutschland, der Schweiz und den Niederlanden statt. Zahlreiche Wünschewagen-Standorte nutzten das Netzwerktreffen zu einem Wiedersehen bzw. zu einem Kennenlernen neuer Kolleg:innen. Leider mussten einige Teams aufgrund von Corona kurzfristig ihre Teilnahme absagen. Am Ende parkten dann doch elf Wünschewagen auf dem Weckerlingplatz im Herzen der Domstadt von Rheinland-Pfalz – ein großartiger Anblick.

Das Netzwerktreffen stand ganz im Zeichen des gemeinsamen Austausches sowie von Workshops zu aktuellen Themen. Dabei wurden unter anderem die Ausbildung und Gewinnung von Ehrenamtlichen sowie wichtige rechtliche Fragestellungen in der alltäglichen Arbeit der Wunscherfüllenden besprochen. Auch Kolleg:innen aus den Niederlanden, Luxemburg und der Schweiz waren angereist, um über ihre Arbeit zu berichten. Berührend war der Moment, als der Sohn von Kees Veldboer, Gründer und Direktor der Ambulance Wish Foundation in den Niederlanden, vom Wirken seines im letzten Jahr verstorbenen Vaters berichtete. Ihm ist es letztendlich zu verdanken, dass beim ASB seit dem Start 2014 Wünschewagen in ganz Deutschland im Einsatz sind und bereits mehrere Tausend Herzenswünsche erfüllt werden konnten.

Im Rahmen des Netzwerktreffens wurde auch die Wanderausstellung gezeigt, die in den nächsten fünf Jahren deutschlandweit von den Wünschewagen-Standorten und ASB-Gliederungen genutzt werden kann, um noch mehr Aufmerksamkeit auf dieses Herzensprojekt des ASB zu lenken.

Am Freitagabend trafen die Wunscherfüller:innen auf dem großen Festplatz in Worms auf die über 630 Kolleg:innen des ASB, die für die große Katastrophenschutzübung im Fußballstadion von Mainz 05 am nächsten Tag aus ganz Deutschland angereist waren. Es war ein besonderer Anblick, als um 21.15 Uhr alle beteiligten Fahrzeuge – darunter auch die beiden Wünschewagen aus Rheinland-Pfalz – ihr Blaulicht einschalteten, um die starke Gemeinschaft zu demonstrieren.

Gezeiten und Meer erleben

Natürlich standen auch im Jahr 2022 die Wunschfahrten im Mittelpunkt des Projekts. Hinter Fahrgast Andrey* und seiner Familie zum Beispiel lag bereits eine Odyssee: die schwere Krebserkrankung, die Flucht aus Charkiw (Ukraine), Chemotherapien und dann doch das Hospiz.

Mit dieser Bürde wartete Andrey im Mai 2022 so sehnsüchtig auf den Wünschewagen, dass er die vorherige Nacht vor Vorfreude kaum schlafen konnte. Einmal das Meer sehen und frische Seeluft atmen, ein wenig unbeschwerte Zeit mit der Familie genießen. Wie gerne hat ihm das Team vom Wünschewagen Schleswig-Holstein diesen bescheidenen Wunsch erfüllte.

Die beiden Wunscherfüller:innen Martina und Gunnar kamen etwas vor der Zeit in Itzehoe an. Die kleine Familie packte gerade alles zusammen, was man für ein neun Monate altes Baby, eine Zwölfjährige sowie Mutter und Vater bei einem Ausflug so braucht. Die Kommunikation – ein Mix aus Deutsch, Englisch mit Händen und Füßen und verschiedenen Apps – versprach spannend und mitunter herausfordernd zu werden. „привіт, ми Мартіна і Гуннар“, „Hallo, wir sind Martina und Gunnar“ auf Ukrainisch, hatten die beiden Wunscherfüllenden auf der Hinfahrt noch schnell auswendig gelernt.

Gunnar Christiansen erzählte nach der Fahrt: „Nachdem alle ihren Platz im Wünschewagen gefunden hatten, löste sich merklich die erste Anspannung. Ursächlich hierfür war wohl auch die Snackbox, denn Schokolade aus Deutschland schmecke deutlich besser als das ukrainische Pendant, urteilte unser Fahrgast. Frische Luft auf dem Weg nach Büsum ließ die Reise angenehm und wie im Fluge vergehen, und spätestens bei der langsamen Fahrt durch den Hafen mit den vielen Fischkuttern, Arbeitsschiffen und Ausflugsdampfern wurden die Augen unserer Gäste riesengroß. Pünktlich mit dem Hochwasser fuhren wir mit dem Wünschewagen auf die Westmole bis ganz vorn an die Hafenspitze. Was für ein Eindruck: ein schöner Wind aus Ost mit angenehmen 17 Grad, dazu wunderbarer Sonnenschein, das Rauschen der Wellen und Richtung Westen ein weiter Blick auf die Nordsee, vorbei an der kleinen Insel Trischen und entlang der Süder- und Norderpiep. Zeit für Selfies, Familienfotos, glückliche Gesichter und weite Blicke Richtung Horizont, tiefes Luftholen und Krafttanken.

Mit Rolli und Buggy ging es am und auf dem Deich weiter Richtung Binnenhafen, während der Wünschewagen in gebührendem Abstand der kleinen Wandergruppe folgte. Strandkörbe, Watt, Seezeichen und Schiffe; was es hier alles zu sehen gab! Nur die Seehunde spielten Verstecken.

Am Hafen angekommen, war die Neugierde, was es denn wohl mit diesen Krabben auf sich hat, mindestens so groß wie der Hunger, sodass wir schnell im nächsten Restaurant einen Tisch fanden, um der Sache mal kulinarisch auf den Grund zu gehen. Dazu ein frisches Bier für unseren Fahrgast; über ein Jahr lang hatte er diesen Geschmack vermisst und genoss es genauso wie die Krabben mit Bratkartoffeln. Dazu der herrliche Sonnenschein und der Blick auf Hafen und Schiffe. Ein Moment, der gar nicht lang genug sein konnte und von dem sich unser Fahrgast nur schwer trennen mochte.

Die große Tochter hatte einen Münzprägeautomaten entdeckt; als Andenken an den Besuch mussten daher noch ein paar Fünf-Cent-Münzen geplättet und büsumerisch geprägt werden. Glückliche Kinderaugen und glückliche Eltern. Kleine Dinge, große Wirkung. Langsam setzte nach dem Essen eine gewisse Müdigkeit ein, und so zog die kleine Wandergruppe den Kai entlang, vorbei an den vielen vertäuten Kuttern und Schiffen. Wir wollten noch nicht los, aber alle wussten, dass es langsam Zeit würde. Von einem der Kutter gab es fangfrische Krabben; ein Liter Porren – so nennt man hier die frischen ungepulten Krabben – mussten daher auch noch mit, die Beschäftigung für die nächsten Tage war gesichert.

Zurück im Wünschewagen ging es langsam, aber sicher auf die Heimreise. Kaum losgerollt, übermannte Vater und Tochter die Müdigkeit, während die Mutter mit ukrainischen Liedern Baby und Fahrer unterhielt. Frische Nordseeluft wirkt offenbar ganz unterschiedlich. Wieder im Hospiz angekommen, brachten wir unsere Fahrgastfamilie zurück auf ihr Zimmer; eine feste Umarmung und ein herzlicher Dank für diesen schönen Tag, dann nahmen wir Abschied. Möge die kleine Familie hoffentlich lange von den schönen Eindrücken zehren.“

Erfolgreiches Jahr

Insgesamt war das Jahr 2022 ein erfolgreiches Jahr für den ASB-Wünschewagen. Die Wanderausstellung und das Netzwerktreffen haben dazu beigetragen, das Projekt bekannter zu machen und die Arbeit der Wünschewagen-Teams zu würdigen. Vor allem aber haben die vielen Wunschfahrten gezeigt, dass der ASB-Wünschewagen eine große Bereicherung für jene Menschen ist, die in ihrer letzten Lebensphase noch einmal etwas Besonderes erleben möchten.

Name von der Redaktion geändert