
ASJ-Positionspapier zur Situation Geflüchteter
In ihrem Positionspapier vom April 2016 erklärt sich die ASJ Deutschland solidarisch mit Geflüchteten. Sie fordert unter anderem die Familienzusammenführung, Integration vom ersten Tag an und den Zugang zu Kitas, Schulen und Berufsschulen.

Mit ihrer Rucksackaktion unterstützt die Arbeiter-Samariter-Jugend Flüchtlingskinder. Hier eine Schülerin mit ASJ-Rucksack in der Schule der ASB-Notunterkunft in Sumte.
Foto: ASB/B. BechtloffFlüchtende Menschen haben berechtigte Gründe, ihr Land zu verlassen und sich und ihre Kinder vor Krieg, Verfolgung, existenzieller Not und massiven Menschenrechtsverletzungen in Sicherheit zu bringen. Auch die Wirtschafts-, Handels-, Außen-, Klima- und Rüstungspolitik sowie das Wirtschaftssystem tragen Verantwortung für die Fluchtursachen. Kein Mensch verlässt sein Zuhause leichtfertig und bringt sich und seine Angehörigen ohne schwerwiegende Gründe in Lebensgefahr. Menschen in Fluchtsituationen gilt die uneingeschränkte Solidarität der Arbeiter-Samariter-Jugend (ASJ).
Niemand kennt die hohe Zahl der Frauen, Männer und Kinder, die auf ihrem Weg nach Europa den Tod gefunden haben. Eine Gesellschaft, die dieses Sterben in Kauf nimmt und zulässt, verrät ihre Wertvorstellungen, auf denen sie gründet. Dieser menschenverachtende Zustand macht die ASJ zutiefst betroffen. Die Abschottung Europas verschlimmert die Lage für flüchtende Menschen. Die Situation an den Außengrenzen ist unvereinbar mit den Werten der ASJ. Die Asylpolitik muss sich an menschlichen Erfordernissen ausrichten. Die ASJ als Kinder- und Jugendverband bezieht sich dabei auf die Menschenrechte und die Kinderrechtskonvention der Vereinten Nationen. Sie beinhalten u.a. den Schutz vor Gewalt und Diskriminierung, das Recht auf Bildung, Gesundheit, Erholung, Freizeit, Spiel und soziale Teilhabe.
Die ASJ heißt alle geflüchteten Menschen in Deutschland willkommen. Sie setzt setzt klare Zeichen gegen Ausgrenzung, Menschenfeindlichkeit und Fremdenhass. Der Jugendverband des ASB strebt eine offene, tolerante und solidarische Gesellschaft an und engagieren uns für alle Kinder, Jugendlichen und jungen Erwachsenen, unabhängig von ihrem Aufenthaltsstatus, ihrem Geburtsort oder ihrer kulturellen Zugehörigkeit.
Die ASJ schafft Bildungs- und Freizeitangebote für Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene mit Fluchterfahrung und für unbegleitete minderjährige Geflüchtete. Sie hilft bei der Schaffung von Zufluchtsorten und der Versorgung mit Gütern. Sie leistet einen Beitrag zur Integration, indem geflüchtete Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene an unseren Verbandsangeboten teilnehmen.
Die ASJ bietet eine Plattform für Kontakt und Verständigung. Dabei ermöglicht sie ein erstes Ankommen, soziale Kontakte, Gemeinschaft, Teilhabe, Entwicklungschancen und ein kleines Stückchen Normalität. Sie regt dazu an, aufeinander zuzugehen, neue Wege einzuschlagen, Brücken zu bauen und dabei auch die eigenen Vorstellungen, Handlungen und Strukturen zu verändern.
Die ASJ fordert für Menschen in Fluchtsituationen:
- Den in Deutschland angekommenen jungen Geflüchteten muss die Perspektive für den dauerhaften Aufenthalt eröffnet werden.
- Die UN-Kinderrechtskonvention muss vom Moment der Ankunft in Europa eingehalten werden.
- Es müssen bedarfsgerecht zusätzliche finanzielle Ressourcen zur Verfügung gestellt werden um niemanden gegeneinander auszuspielen.
- Die pauschale Ablehnung von Asylanträgen aus Staaten, die als „sichere Herkunftsstaaten" eingestuft werden, muss aufhören. Es bedarf einer Einzelfallprüfung.
- Die Integration und gesellschaftliche Teilhabe muss vom ersten Tag an ermöglicht und gefördert werden.
- Kindern und Jugendlichen muss eine ihren Bedürfnissen entsprechende Unterbringung gewährt werden. Sammelunterkünfte stellen insbesondere für Kinder und Jugendliche keine geeignete Unterkunft dar.
- Der Zugang zu Kindertagesstätten, Schulen und Berufsschulen muss gewährleistet sein. Integration, Struktur, Halt und Normalität sind für geflüchtete Kinder und Jugendliche von zentraler Bedeutung.
- Junge Menschen müssen die Chance erhalten, einen Schulabschluss zu erwerben, eine Ausbildung oder ein Studium aufzunehmen. Bereits erworbene Abschlüsse und Qualifikationen müssen anerkannt werden.
- Bei der Gesundheitsversorgung darf es keine bürokratischen Hürden geben.
- Die Residenzpflicht muss so gestaltet werden, dass Bewegungsfreiheit, gesellschaftliche Teilhabe und Integration in allen Bereichen möglich sind.
- Getrennte Familien müssen unverzüglich zusammengeführt werden.
- Die Teilnahme geflüchteter junger Menschen an außerschulischen Bildungsangeboten muss finanziell gesichert sein.
Die Arbeiter-Samariter-Jugend Deutschland setzt sich für die Verbesserung der Lebensbedingungen für Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene ein. (...) Mit ihren Projekten tritt die ASJ für Menschlichkeit, Gleichstellung aller Geschlechter und ein respektvolles Zusammenleben aller Menschen ein. Niemand darf wegen seines Geschlechtes, seiner sexuellen Orientierung, seiner Abstammung, seiner Sprache, seiner Heimat und Herkunft, seines Glaubens, seiner religiösen oder politischen Anschauungen benachteiligt werden. Die ASJ verurteilet Rassismus, Fremdenfeindlichkeit, Ausgrenzung und Intoleranz. Extremistische Einstellungen haben in ihrem Verband keinen Platz!
Das vollständige ASJ-Positionspapier zum Herunterladen (PDF).