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Bevölkerungsschutz

Gut vernetzt, leistungsfähig und einsatzbereit

Der Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine stellte eine Zäsur in Europa dar und zeigte im Kontext der damit verbundenen Herausforderungen einmal mehr, wie wichtig ein leistungsfähiger Bevölkerungsschutz ist. Auch für den ASB ist das Thema Zivilschutz, als ziviles Gegenstück zu einer militärischen Verteidigung, wieder stärker in den Fokus gerückt.

Foto: ASB/Hannibal

Hochwassergebiete: Umsetzung längerer Hilfsprojekte

Auch 2022 waren noch viele Menschen in den Hochwasserregionen von Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen von den Zerstörungen betroffen. Während sich der ASB unmittelbar nach der Flutkatastrophe vor allem auf die Bereitstellung von Soforthilfemaßnahmen (Verteilung von Hilfsgütern, Soforthilfeauszahlungen, Mobilitätsservices) konzentriert hatte, konnten im letzten Jahr auch komplexere und längere Hilfsprojekte umgesetzt werden.

Auch fast zwei Jahre nach der Katastrophe blieb die Lage vor Ort schwierig und die Wiederaufbauphase hielt vor allem in Rheinland-Pfalz an. Der ASB betrieb 2022 in der Region Ahr noch an sieben Standorten Notunterkünfte, da sich der Wiederaufbau wegen anhaltenden Bedarfs und weiterhin bestehender struktureller Probleme oder im Handwerkerbereich weiterhin verzögerte.

Im Raum Trier und Umgebung wurden die Hilfeleistungen auf einen größeren Umkreis erweitert, um Zielgruppen zu erreichen, die bisher nur unzureichend unterstützt worden waren. In NRW hat der ASB – neben weiteren Projekten – weiterhin ein Baustoffzentrum betrieben und auch die Beratungsdienstleistungen für Bürger:innen fortgesetzt.

Das Thema Heizen beschäftigte die Öffentlichkeit 2022 bundesweit, aber vom Hochwasser geschädigte Menschen traf es besonders stark. Daher schaffte der ASB in einem Gemeinschaftsprojekt mit dem Malteser Hilfsdienst, der Johanniter-Unfall-Hilfe und der Organisation Help rund 50 mobile Heizungsanlagen für Haushalte an, die nach wie vor über keine Heizmöglichkeit verfügten.

Weiterhin gefragt waren mobile Beratungsangebote und Unterstützung im therapeutischen Bereich – insbesondere für vulnerable Gruppen wie Senior:innen und Kinder. Hinzu kam Hilfe für Menschen und Orte, die bisher noch keine Unterstützung in Anspruch genommen hatten. Wiederaufbauhilfen des ASB in Form von Geldleistungen an Betroffene wurden ebenfalls geleistet.

Koordination der Ukraine-Hilfe in Deutschland

Seit Kriegsbeginn in der Ukraine hat der ASB-Bundesverband mit den Landesverbänden einen intensiven Austausch gepflegt und dabei wöchentliche Lageberichte erstellt, um die gemeinsame Arbeit zu koordinieren und Bedarfe aus den Landesverbänden zu bearbeiten. Bundesweit wurden in kürzester Zeit Unterbringungseinrichtungen für Geflüchtete eröffnet und vom ASB betrieben.

„Während der vergangenen Monate haben Tausende Helferinnen und Helfer des ASB mit ihrem Einsatz über Grenzen hinweg Herausragendes geleistet. Das gemeinsame Engagement von Samariter International zeigte einmal mehr, was solidarische Hilfe bewirken kann.“

Knut Fleckenstein

ASB-Bundesvorsitzender

Auch internationale Hilfegesuche von ASB-Partnerorganisationen wurden erfüllt. So konnte beispielsweise Material aus Sachsen und Bayern in Erlangen gebündelt und vom ASB Niedersachsen zum slowakischen Samariterverbund ASSR transportiert werden. Weitere Hilfslieferungen folgten. Zu den zahlreichen Materialspenden aus den ASB-Gliederungen gehörten neben Schlafsäcken, Zelten und Hygieneartikeln auch dringend benötigte Medikamente und komplette Rettungswagen mit notfallmedizinischer Ausstattung. An dem vom Bund organisierten Kleeblatt-System zur Evakuierung kranker und verletzter Personen hat sich der ASB intensiv beteiligt und auf eigene Kosten Menschen von der ukrainisch-polnischen Grenze nach Deutschland transportiert.

Die Arbeit für die Geflüchteten hat der Bundesverband unter anderem mit Informationsmaterialien, Orientierungshilfen, Hinweistafeln und speziellen Schulungsangeboten für Mitarbeitende unterstützt. In Zusammenarbeit mit der Organisation TERRE DES FEMMES wurden außerdem Sicherheitshinweise, vor allem für weibliche Geflüchtete, zum Schutz vor Menschenhändlern und Zuhältern entwickelt. Alle Materialien erschienen in ukrainischer, russischer, deutscher sowie englischer Sprache.

Darüber hinaus wurden den Unterkünften Spendenmittel zur Verfügung gestellt, die bedarfsgerecht und zeitnah den Geflüchteten zugutekamen. Bis heute, mehr als zwölf Monate nach Kriegsbeginn, sind ASB-Gliederungen mit der Unterbringung und Betreuung Geflüchteter beschäftigt. Michael Schnatz, ASB-Fachbereichsleiter Bevölkerungsschutz beim Bundesverband, erläuterte im Deutschlandfunk im März 2022, worauf es ankommt: Der Beitrag kann hier angehört werden.

Der Rettungsdienst als Teil der Daseinsvorsorge

Der ASB ist ein wichtiger Akteur in der deutschen Notfallrettung. Dabei stellt der bodengebundene Rettungsdienst einen wesentlichen Teil der präklinischen Notfallversorgung dar. Doch seit Jahren wirken vielfältige gesellschaftliche Veränderungen auf den Rettungsdienst ein, die zu einer flächendeckenden Überlastung und zunehmender Ineffektivität führen. Die Überlastung der Notfallrettung in Deutschland ist ein Problem von nationaler Tragweite.

Unter anderem steigen Einsatzvolumen und die Zahl sogenannter Bagatellfälle von Jahr zu Jahr, sodass zunehmend Kapazitäten für „echte“ Notfälle fehlen. Viele dieser Schwachstellen können nicht durch Maßnahmen im Rettungsdienst selbst behoben werden, sondern bedürfen der Veränderung an anderen Stellen der präklinischen Versorgung. Dabei fehlt es beispielsweise an rechtssicheren verbindlichen Definitionen zu Fragen wie: Was ist ein Notfall für den Rettungsdienst und welche Anfragen werden an andere Stellen weitergeleitet? Darüber hinaus fehlt es an Transportmöglichkeiten (unterhalb des qualifizierten Krankentransports) zur Beförderung von Patient:innen mit Mobilitätseinschränkungen, Dialysepatient:innen, für Behindertenfahrten, Entlassungsfahrten aus den Kliniken usw.

Die vorherrschenden Probleme, Fehlentwicklungen und Fehlanreize im Rettungsdienst bedürfen eines dringenden strukturellen Umdenkens auf allen Ebenen. Der Rettungsdienst kann nicht auf Dauer die einzige rund um die Uhr erreichbare Notrufalternative für Bürger:innen sein, da dies die Sicherstellung einer qualifizierten schnellen Hilfe bei wirklichen medizinischen Notfällen gefährdet. Der ASB begleitet den politischen Diskurs auf verschiedenen Verwaltungsebenen sowie auf ministerieller und politischer Ebene stets sachorientiert und gleichzeitig mit dem Wohl der Notfallpatient:innen im Fokus.

Neuausrichtung in der Ausbildung des ASB-Bevölkerungsschutzes eingeleitet

Die Anforderungen an den Bevölkerungsschutz steigen stetig. Die Einsätze werden häufiger, vielseitiger, herausfordernder, belastender und länger. Corona, diverse schwere klimabedingte Großschadenslagen wie die Hochwasserkatastrophe 2021 und auch die wieder zunehmenden Flüchtlingszahlen zeigen dies deutlich. Der ASB hat darauf reagiert und eine moderne, bundeseinheitliche Einsatzkräftegrundausbildung sowie neue, einheitliche Fachausbildungen konzipiert, um Einsatzkräfte besser vorbereiten und zu wappnen.

Darauf basierend sollen in einem nächsten Schritt die Führungsausbildungen im ASB-Bevölkerungsschutz neu konzipiert und breiter aufgestellt werden. Unter dem Titel „Führen und Leiten im ASB-Bevölkerungsschutz“ werden moderne, modulare, zukunftsfähige und standardisierte Ausbildungsformate entwickelt, die die gesamten Führungs- und Leitungsaufgaben im ASB-Bevölkerungsschutz abdecken. Auf diese Weise stärkt der ASB seinen Bevölkerungsschutz, der auf dem großen und leidenschaftlichen Engagement vieler Ehrenamtlicher basiert, nachhaltig.

ASB fordert Freistellungsregelung im Katastrophenschutz

Es bedarf einer bundeseinheitlichen gesetzlichen Regelung zur Freistellung der ehrenamtlichen Helfer:innen im Katastrophenschutz. Besonders nationale Lagen wie Corona, die Hochwasserkatastrophe in Rheinland-Pfalz und NRW oder die Ukraine-Flüchtlingslage haben gezeigt, wie wichtig die Unterstützung dieser Kräfte ist. Außerdem wird eine Freistellungsregelung für die zeitintensive Ausbildung und auch für Übungen benötigt. Darüber hinaus brauchen die Ehrenamtlichen eine vollständige soziale Absicherung.

Die komplexe und langwierige Ausbildung im Katastrophenschutz wird von Ehrenamtlichen überwiegend im Urlaub bzw. in der Freizeit absolviert. Der ASB hat in Gesprächen mit Bundesministerin Nancy Faeser, Bundestagsabgeordneten und Bundesverwaltung immer wieder auf dieses Thema gedrungen, welches auch im Koalitionsvertrag bereits verankert ist. Eine Initiative der Regierungskoalition im Bund zu einer gesetzlich normierten Freistellung von Helferinnen und Helfern ist in Vorbereitung.

Foto: ASB/Hannibal

Mobiles Betreuungsmodul 5.000 – zweites Modul

Auch im Jahr 2022 wurde im Verbund der anerkannten Hilfsorganisationen in Deutschland an der Umsetzung des ersten Mobilen Betreuungsmoduls (MBM) 5.000 gearbeitet. Das Projekt dient der Vorsorge, damit im Krisenfall schnell Notbetreuungsplätze für bis zu 5.000 Menschen aufgebaut werden können. Der Bund plant perspektivisch, zehn dieser Module in Zusammenarbeit mit den beteiligten Hilfsorganisationen einzurichten. 

Das zweite Modul wird vom ASB betreut, der bereits mit der Beschaffung von Ausstattungen begonnen hat. In einem speziell für diesen Zweck angemieteten Logistikzentrum im Raum Köln/Bonn werden die erforderlichen Materialien gelagert und auf Anforderung des BBK (Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe) in den Einsatz gebracht. Dies kann entweder aufgrund einer Zivilschutzlage oder im Rahmen der Amtshilfe für einen Katastrophenfall in den Bundesländern notwendig werden. Dabei können Teile oder das gesamte MBM 5.000 abgefordert werden.

Bei dem ASB-Projekt liegt der Fokus auf besonders vulnerablen Personengruppen wie ältere Menschen und Menschen mit Behinderung. Erkenntnisse aus den Hochwassereinsätzen, der Betreuung von Geflüchteten und den Vulnerabilitätsanalysen des ASB fließen in die Planungen ein, um die Unterbringung und Versorgung sowie die Integration von Hilfebedürftigen in die Alltagsgestaltung bedarfsgerecht vorzubereiten.

Einheitliche Prüfungsordnung Rettungshunde

Im Bereich des Rettungshundewesens haben die Johanniter-Unfall-Hilfe und der ASB im Mai 2022 eine gemeinsame Prüfungsordnung für die Sparte Mantrailing verabschiedet. Damit wurde nicht nur ein einheitlicher Prüfungsstandard für die Teams der beiden Hilfsorganisationen geschaffen, auch die Zahl der Prüfungsplätze – die bislang begrenzt war – wurde um ein Vielfaches erhöht.

Beide Organisationen zogen eine positive Zwischenbilanz und werden ihre erfolgreiche Partnerschaft fortführen.

Statistik Rettungshunde