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1921: Die Anfänge der ASB-Auslandshilfe – humanitäre Hilfe während der Hungersnot in Russland

Im Jahr 1921 herrschte in Russland eine Hungerkatastrophe von unvorstellbarem Ausmaß. Not und Elend waren unbeschreiblich. In den Getreideanbaugebieten Don und Wolga drohte aufgrund einer dreijährigen Dürreperiode eine Missernte. Bis zu 20 Millionen Menschen waren vom Hungertod bedroht. Außerdem breiteten sich Krankheiten wie Cholera und Typhus aus.

Der damalige Flüchtlingskommissar des neu gegründeten Völkerbundes, der norwegische Polarforscher und spätere Friedensnobelpreisträger, Fridtjof Nansen, richtete daher einen flammenden Appell an die Mitglieder des Völkerbundes, der Sowjetunion zu helfen. Diesem Appell kam der Bundesvorstand des Arbeiter-Samariter-Bundes (ASB) nach und entschied sich für seinen ersten humanitären Hilfseinsatz im Ausland, um den hungernden Menschen zu helfen. In einem Schreiben wurden Samariterinnen und Samariter dazu aufgerufen, sich solidarisch zu zeigen.

In Russland wüten Hunger und Cholera und andere Epidemien. Die Not und das Elend haben einen noch nie gekannten Grad erreicht. Es fehlt uns nicht an Mitgefühl mit den notleidenden russischen Arbeitsbrüdern, wir weisen den Gedanken von uns, diese Unschuldigen verantwortlich zu machen und sie büßen zu lassen für die Sünden der jetzigen Gewalthaber in Sowjetrussland. Das menschliche Gefühl verlangt durchgreifende Hilfe für die Unglücklichen.

Das menschliche Gefühl verlangt durchgreifende Hilfe für die Unglücklichen. Gewiss ist das Elend in Russland größer als die Not im eigenen Lande. Deshalb müssen Brotgetreide und Geldmittel aus reichen Ländern kommen. Deutschland muss helfen gegen Cholera und andere Seuchen, die in Russland wüten.

Und an dieser Hilfeleistung müssen wir Arbeitersamariter uns beteiligen. Die Bundesleitung hat dem A.D.G.B. (Allgemeiner Deutscher Gewerkschaftsbund) seine Mithilfe zu Verfügung gestellt. Eine Anzahl Samariter sind bereits zur Verfügung gestellt. Weitere werden noch angefordert werden.

Wir ersuchen schnellstens um Mitteilung von den Kolonnenvorständen, die Mannschaften zur Verfügung stellen können. Namen und Wohnung der Samariter, die in das Seuchengebiet zur Hilfeleistung gehen wollen, sind beizufügen. Arbeiter-Samariter, beweist eure Solidarität! Sollten weitere Maßnahmen erforderlich sein, so wird den Kolonnen umgehend Mitteilung gemacht werden“, schrieb der ASB-Bundesvorstand im Jahr 1921.

Gemeinsam mit anderen Hilfsorganisationen lief einer der größten internationalen Hilfseinsätze des 20. Jahrhunderts an, der auf seinem Höhepunkt täglich bis zu 11 Millionen Menschen mit Nahrung, Kleidung und Medizin versorgte. In Petrograd (heute: St. Petersburg) wurde ein Zug beladen, der über Moskau nach Kasan fuhr. Samariterinnen und Samariter waren bei dem Sanitätszug im Einsatz. Der Zug transportierte Lebensmittel, eine bakteriologische Untersuchungsstation und Medikamente. Vor allem Geflüchtete, Minderheiten, Kinder und Menschen mit Behinderungen standen im Mittelpunkt des Hilfseinsatzes. Am 4. November 1921 besuchte der russische Revolutionär Leo Trotzki in Moskau den Zug und bedankte sich bei den Hilfsorganisationen, darunter der ASB, für die Hilfe.

In den drauffolgenden Jahren führte der ASB weitere humanitäre Hilfseinsätze im Ausland durch, u. a. während des Volksaufstands in Ungarn 1956. Damals organisierte der ASB Sachspenden von mehr als 50 Tonnen, Geldspenden von über 25.000 DM sowie Medikamente im Wert von 60.000 DM und schickte diese nach Ungarn.

Ein weiteres Beispiel ist die Hilfe, die der ASB 1983 für den Tschad leistete: mit zehn Lastkraftwagen unterstützte der ASB die Verteilung von Lebensmitteln der Europäischen Gemeinschaft im zentralafrikanischen Tschad. Dort herrschte aufgrund von einer langen Dürreperiode und dem andauernden Bürgerkrieg eine unbeschreibliche Hungersnot.