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Einrichtung des Monats: März

Samariter Interkulturell

Dürfen Ersthelfer eine muslimische Frau mit Kopftuch Mund-zu-Mund beatmen? Mit solchen und ähnlichen Fragen beschäftigen sich Jugendliche seit Februar 2013 in Berlin im Modellprojekt „SAM In“ – Samariter Interkulturell.

Rettungssanitäter mit zwei Jugendlichen.

Die Teilnehmer von SAM.In absolvieren nicht nur einen Erste-Hilfe-Kurs, sie erarbeiten auch einen Leitfaden für kultursensible Erste Hilfe.

Foto: ASB Berlin / J. Grabowski

Das Programm des ASB will einerseits mehr junge Menschen mit Migrationshintergrund für ein Engagement im Bevölkerungsschutz begeistern und andererseits den Dialog zwischen den Kulturen fördern.„SAM In“ richtet sich deshalb gezielt an Berliner Jugendliche mit und ohne Migrationshintergrund. Gemeinsam mit Freiwilligen des ASB beschäftigen sie sich damit, was kultursensible Erste Hilfe bedeutet. Sie stellen neue Fragen und suchen und finden gemeinsam Wege, um Tabus zu durchbrechen.

„Im Sanitätsdienst und Bevölkerungsschutz gibt es zu wenige Menschen aus anderen Kulturkreisen. Wir wollen uns ihnen öffnen und gemeinsam helfen“, sagt Projektleiterin Doreen Pietsch. Entwickelt wurde „SAM In“ vom ASB-Landesverband Berlin und dem ASB-Regionalverband Berlin-Süd. Das Projekt wird vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend gefördert und vom Deutsch-Arabischen Zentrum in Berlin-Neuköllnunterstützt.

Helfen, statt nur daneben zu stehen

Die neuen „interkulturellen Samariter“ können die verschiedenen Bereiche des Rettungsdienstes, der Ersten Hilfe und die Arbeiter-Samariter-Jugend kennen lernen. Einmal pro Woche bietet der ASB Workshops an, bei denen Themen wie Zivilcourage, Interkulturelle Kommunikation, Identitätsbildung, Engagement und natürlich Erste Hilfe im Mittelpunkt stehen. Die Nachwuchs-Helfer wollen jedoch nicht nur selbst etwas lernen, sondern ihr neu erworbenes Wissen auch an andere weitergeben. Daher erarbeiten sie zurzeit gemeinsam einen kultursensiblen Leitfaden für Ersthelfer. So sagt Shirin, eine Teilnehmerin der Workshops: „Es ist einfach wichtig, dass man mal über solche Sachen spricht, damit man, wenn es einmal eine schwierige Situation gibt, sich traut, zu helfen, und nicht nur daneben steht.“.

Darf man also eine Muslimische Frau mit Kopftuch beatmen? Ja, natürlich. Die Jugendlichen haben aber auch festgestellt, dass es in solchen und ähnlichen Fällen wichtig ist, mehr zu können als die notwendigen Erste-Hilfe-Maßnahmen. „Es geht darum, zu verstehen, warum manche Menschen besonders gereizt oder hilflos reagieren“, erklärt Doreen Pietsch. „Dann kann ich meine Hilfsmaßnahmen in leicht verständlichen Worten erklären oder mit der eigenen Körpersprache darauf eingehen.“

Individuelle Lösungsansätze

Ist es den Angehörigen der Kopftuch tragenden Frau unangenehm, dass Gaffer die Szene umstellen, kann man diese mit ruhigen Worten wegschicken. Einem Menschen ohne Deutschkenntnisse lassen sich die nötigen Hilfsmaßnahmen mit Gesten erklären. „Es gibt keine Standardlösungen“, weiß die Projektleiterin. „Aber wir können Gespräche und Gesten üben, damit man im Notfall besser vorbereitet ist“. Damit das in Zukunft nicht nur in Berlin klappt, soll der Leitfaden Ende des Jahres bundesweit veröffentlicht werden.

Auszeichnung

Im Dezember 2013 wurde SAM In mit dem Förderpreis Helfende Hand ausgezeichnet. Ein Video der Preisverleihung gibt es hier.

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