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Europäischer Protesttag

FSJler testen Potsdam auf Barrierefreiheit

Ist die Innenstadt von Potsdam barrierefrei? Ein Selbsttest von FSJlern des ASB Brandenburg zum Europäischen Protesttag zur Gleichstellung von Menschen mit Behinderung 2016 deckt viele Schwachstellen auf: zu hohe Bordsteine, kein Platz auf Bürgersteigen sowie zu enge Gänge und Umkleidekabinen in Kaufhäusern.

20 Jugendliche, die ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) beim ASB Brandenburg machen, testeten vor Kurzem die historische Innenstadt von Potsdam auf Barrierefreiheit. Sie griffen dabei das Motto des Europäischen Protesttags zur Gleichstellung von Menschen mit Behinderung am 5. Mai 2016 auf: „Einfach für alle – Gemeinsam für eine barrierefreie Stadt".

Kann ich Schlösser und Parkanlagen mit dem Rollstuhl besuchen? Klappt Shoppen im Rollstuhl? Komme ich gut durch die Innenstadt? Diesen Fragen gingen die jungen Menschen im Selbsttest nach. Statt zu Fuß machten sie sich gruppenweise im Rollstuhl auf dem Weg. Brenzlig wurde es zum Beispiel an der sehr belebten Brandenburger Straße. Hinter einem Bus versuchte der zwanzigjährige Max Wolff vergeblich, mit seinem Rollstuhl über eine Bordsteinkante zu fahren. Ein Passant griff beherzt zu und half dem Jugendlichen schließlich auf den Bürgersteig. „Ohne die Hilfe des Passanten hätte ich es nicht geschafft", berichtete der FSJler.

Diana Schwalbe, Referentin für Freiwilligendienste beim ASB Brandenburg, hat schon öfter Rollstuhltests durchgeführt: „Die Jugendlichen sollen den Alltag im Rollstuhl erleben, daher haben wir uns bewusst belebte Stellen in der Innenstadt ausgesucht", erklärte sie.

Umziehen im Wickelraum

Auch das Einkaufen in einem Geschäft einer bekannten Modekette erwies sich mit Rollstuhl als sehr schwierig. Testrollifahrer Marc Hedmann wollte mit dem Fahrstuhl in das Obergeschoss des Kaufhauses gelangen. Der Rollstuhl passte ganz knapp in den Lift. In der Herrenabteilung angekommen, war die Durchfahrt zwischen den Kleiderständern fast unmöglich. Als der 18-Jährige schließlich ein passendes T-Shirt gefunden hatte, stieß er auf das nächste Hindernis: Der Rollstuhl passte nicht durch die Tür der Umkleidekabine. Also musste Marc den Wickelraum nutzen. Marcs Urteil am Ende der Testfahrt: „Sonst kann ich überall schnell hinlaufen, im Rolli hast du keine Chance, durch die sehr engen Gänge zu fahren. Ohne Hilfe ist man hier echt aufgeschmissen."

Auch bei den anderen FSJlern fielen die Testergebnisse negativ aus. Das Fazit der jungen Freiwilligen deshalb: Potsdam und der Einzelhandel müssen noch viel ändern, damit die Innenstadt barrierefrei ist. Die Suche nach einem abgesenkten Bordstein, die Slalomfahrt auf zu engen Bürgersteigen und durch zu schmale Gänge sind für Rollstuhlfahrer zudem sehr anstrengend. Der Perspektivwechsel hat sich auf jeden Fall gelohnt, nicht nur am Europäischen Protesttag.

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